Für Märchen ist man nie zu alt.

Diese schöne Geschichte hat meine liebe Freundin Tanja für mich geschrieben.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!


Geflüster aus dem Feenwald

Verwundert schaut die Hexe, die schon seit Urzeiten mitten im sogenannten Hexenwald in einem windschiefen Häuschen in der Waldstraße Nr. Siebenzweiachtel wohnt von ihrer Kristallkugel auf.

Was war das für ein merkwürdiges Geräusch ?

Aufmerksam spitzt sie ihre Ohren, rückt die Brille zurecht und lauscht.

Neben den wohlbekannten Lauten, die von den Eulen und Raben aus dem Wald herüber zu ihr schallen kann sie ein ganz leises wispern und kichern vernehmen.

Fragend verzieht sie eine Augenbraue, steht langsam auf und geht in die Richting, aus der sie das ungewohnte Geräusch vernommen hat.

Obwohl es nicht besonders hell im Inneren ihres Häuschens ist und nur vereinzelte Kerzen Lichtquellen spenden, kann sie ganz weit hinten, in der Ecke, ein zartes und leichtes Leuchten sehen.

„Ein Glühwürmchen ?“ denkt sie.

Vorsichtig…ganz vorsichtig schleicht sie mit angehaltenen Atem näher.

Genau darauf bedacht, dieses „was auch immer“ nicht zu erschrecken und damit eventuell zu vertreiben.

Je näher sie dem Leuchten kommt, desto deutlicher kann sie jetzt das wispern und kichern hören.

„Können Glühwürmchen eigentlich kichern ?“ überlegt sie.

Staunend und verwundert bleibt sie schließlich stehen und starrt auf das Bild, welches sich ihr jetzt bietet.

Drei kleine Feen schauen ihr neugierig entgegen und winken ihr fröhlich zu.

Die eine Fee ist groß und hat einen strengen Dutt auf dem Kopf.

Ihr bodenlanges Feenkleid ist dunkelblau und ihre Flügel leuchten golden.

Die beiden kleineren Feen haben rosa und gelbe Kleidchen an und ihre langen, lockigen Haare berühren fast den Boden des Hexenhäuschens.

„Hallo Hexe…“ beginnt die große Fee mit ihr zu reden.

Ihre Stimme ist fest und klingt recht streng und bestimmend.

„Ich bin Fräulein Blütenstaub von der Mohnblumenwiese.“ formvollendet verbeugt sie sich und stupst dabei die beiden anderen Feen an, die jedoch anfangen leise zu kichern.

„Ich bin….“ spricht Fräulein Blütenstaub weiter.

„…damit beauftragt worden, die mächtige Hexe des Waldes davon zu informieren, dass unsere Feen-Königin erkrankt ist.

Unseren Feen-Ärzten ist zu Ohren gekommen, dass Du ihr eventuell helfen könntest.

Du bist sozusagen unsere letzte Hoffnung.

Denn stirbt unsere Königin, so fallen wir alle in einen langen Schlaf, der ewig dauern wird und dann gibt es keine Feen mehr auf dieser Welt.

Wirst Du uns helfen ?“

Fragend schauen sie drei Augenpaare an.

Langsam beginnt die Hexe zu murmeln, spielt mit ihrer Brille und zwirbelt an einer langen Haarsträhne.

„Was würde für mich dabei herausspringen.“ murmelt sie.

„Oh, der ewige Dank des Feenvolkes wäre Dir gewiss.“ antwortet Fräulein Blütenstaub.

Langsam nickt die Hexe, greift lächelnd zu ihren Besen und zeigt den Feen mit einer Geste, ihr zu folgen.

Die drei reißen erschrocken die Augen auf.

Sollen sie etwa mit auf dem Hexenbesen fliegen.

Schockschwerenot…wie sollen sie das nur überstehen.

Lachend legt die Hexe den Besen zurück, zwinkert den Feen zu und klatscht dreimal in die Hände.

Augenblicklich stehen die vier in einem kleinen, wie verzaubert wirkenden Wäldchen.

Er sieht ganz anders aus als der Hexenwald, in dem das Haus der Hexe steht.

Es ist hell, ruhig und irgendwie magisch.

Geschäftige Feen wuseln hin und her, fliegen durcheinander und sammeln Blüten, Früchte und Moos.

„Schön ist es hier…“ denkt die Hexe.

„…hier könnte ich alt werden.“

Fräulein Blütenstaub zupft an ihrem langen Kleid.

„Wir müssen los, die Zeit drängt….“

Die Hexe nickt und so eilen alle vier durch das Wäldchen zum Feenschloss auf der versteckten Lichtung unter dem Regenbogen.

Dort werden sie schon von Dr.Eisenbart erwartet, dem Feenältesten.

Er nickt der Hexe zu, geht durch die großen Flügeltüren ins Innere des Schlosses und wartet dort auf die vier.

Auf einem mit Rosenblättern geschmückten Blüten-Himmelbett liegt eine schmale, blasse Fee mit hängenden Flügeln.

Fast durchsichtig scheint sie.

Müde schaut sie auf und ein Lächeln erscheint auf ihrem kleinen Gesicht.

„Du bist gekommen…“ flüstert sie und hebt dankbar fast unmerklich ihre Hand.

Die Hexe kniet sich herunter und nimmt die kleine Hand vorsichtig in ihre Hand.

„Wie kann ich helfen, Feen-Königin ?“

Die kleine Fee beginnt leise zu flüstern :

„Die Menschen vergessen mehr und mehr, dass es uns Wesen gibt.

Sie glauben nicht mehr an uns, sie glauben nicht mehr an Wunder und Magie.

Das schwächt mich mehr und mehr und nur der feste Glaube einer Hexe an Wunder und uns Feen kann mich heilen.

Kann uns und unser Feenvolk retten.

Glaubst Du an uns ?

Aufrichtig und ehrlichen Herzens ?“

Fragend und etwas ängstlich schaut die Feen-Königin die Hexe an, die den Blick lächelnd erwidert.

Sie beginnt zu nicken.

Schließlich legt sie die Hand auf ihre Brust, dort wo ihr Herz schlägt und schaut der Königin tief in die Augen.

„Ja, bei all‘ meiner Hexenehre und mit ehrlichem Herzen glaube ich an Wunder,, an Feen…an die Liebe und an Magie.“

Tränen laufen der Feen-Königin über die Wangen, sie schließt die Augen und flüstert ein leises Danke.

Dr. Eisenblut führt alle wieder hinauf auf die Lichtung.

Der Regenbogen erstrahlt jetzt noch heller und farbenprächtiger.

Das Feenvolk steht versammelt vor dem Schloss und verneigt sich in tiefer Dankbarkeit, als die Hexe die Stufen herunter steigt.

Die Hexe schluckt und eine einzelne Träne rinnt ihre Wange runter.

„Hier möchte ich bleiben…“ denkt sie erneut.

„Dein Wunsch sei erfüllt !“ ruft es plötzlich aus der Luft.

Inmitten von Glitzer und Sonnenstrahlen flattert die Feen-Königin.

Sie schaut rosig aus, ihr Flügel sind groß und leuchten in allen Farben des Regenbogens.

Mit einer Geste zeigt sie ihrem Volk an, etwas zu Seite zu treten und fast im selben Augenblick verschlägt es der Hexe den Atem und sie traut ihren Augen nicht.

Auf der Lichtung steht ihr Hexenhaus.

Ein Zaun aus Rosenbögen umgibt es und im Garten blühen die wunderschönsten und buntesten Blumen.

Freudig läuft sie darauf zu, in den Garten und setzt sich überglücklich auf die Treppen vor der Eingangstür.

Die Feen-Königin landet auf ihrer Schulter und lächelt ihr zu.

„Ab jetzt wohnst Du hier bei uns im Feenwald und gehörst zu uns.“ ruft sie und strahlt mit der Hexe und der Sonne um die Wette.

©️ Tanja Finchen Hoffmann

Im Auftrag von "Geflüster aus dem Feenwald"

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